Stilisierung von Naturformen

Dieses Projekt ist Inhalt meiner Zwischenprüfung, welches letztlich als experimentelle Formstudie zu verstehen ist.

Die Inspiration für die Thematik basiert auf dem Prinzip, nach dem Schneckenhäuser aufgebaut sind. Wie auch bei einigen anderen Naturphänomenen, beruht der Aufbau eines Schneckenhauses auf dem Grundsatz der Fibonacci-Folge. Sie zeigt letztlich, dass das Wachstum vieler Naturformen durch die annähernde Proportion des goldenen Schnittes bestimmt ist. Dabei handelt es sich vor allem um spiralförmige Gebilde.

Die Auseinandersetzung mit diesem Prinzip beginnt mit der Recherche über die Grundform – der logarithmischen Spirale. In Anlehnung daran, sind zwei Modelle entstanden. Das Erste (mitte), zeigt die Spirale in starrer Form, belegt mit unterschiedlich großen Trichtern. Hier verfälschen die umgebenden Elemente die ursprüngliche Form des Drathes so sehr, dass die Spirale verfremdet wird. Die Form suggeriert Dynamik. Es scheint, als wolle sie sich bewegen. 

Daraufhin übernimmt im nächsten Modell (li & re) ein Seil die Rolle des Trägers. Auf ihm sind gleichgroße Glieder aus Tontöpfen, in größer werdenen Abständen zur Mitte hin, angeordnet. In diesem Fall wird die Form der Spirale durch die Anschlagposition der Tontöpfe bestimmt, die beim Zusammenrollen des Modells eingenommen wird. Interessant ist hierbei der Faktor Klang, der während der Interaktion des Objektes zum Vorschein kommt. 

Im weiteren Prozess wird mit einem Träger aus Graupappe weitergearbeitet. Diese kann mehrschichtig miteinander verklebt und in eine spiralförmige Ausgangsform gebracht werden. Trotzdem gibt das Material bei der Interaktion nach und ist in der Lage sich bis zu einem gewissen Grad zu bewegen.

Diese Modellreihe bezieht sich auf das Verhältnis zwischen Träger und den Gliedern. Hierbei geht es darum, beide Elemente förmlich miteinander zu verbinden. In diesem Fall gelingt dies durch die Anpassung des Trägers an die Glieder, indem ungenutztes Material entfernt wird. Um die Innenfläche der Spirale mit einzubeziehen, werden dort die Fortsetzungen der einzelnen Glieder angedeutet. 

Die äußere Form des Objektes ist nun greifbar. Allerdings braucht es einen Bezug zu seiner Umwelt. Die Form selber verrät dem Betrachter nicht, ob sie hängt, steht oder liegt. Deswegen hat sie einen Fuß bekommen, welcher sich an der Form der Glieder orientiert und durch eine größere Skalierung einen festen Stand suggeriert.

Das Projekt liefert kein abschließendes Endergebnis, welches alle im Prozess angesprochenen Aspekte aufgreift. Es geht mir darum, die Komplexität eines Gestaltungsprozesses zu veranschaulichen. Ich vermute, dass viele Menschen sich nicht im klaren darüber sind, wie aufwendig gute Gestaltung ist und wie viel Arbeit in den Gegenständen steckt, die uns tagtäglich begegnen. Für mich liegt der Anspruch darin, sich die richtigen Fragen zur richtigen Zeit zu stellen.

Es war sehr spannend, sich einem Thema zu widmen mit dem ich bisher nicht in Berührung gekommen bin. Ich bin mit Freude in die Welt der Mathematik und Naturwissenschaft abgetaucht, jedoch war es ebenso wichtig, dort wieder hinaus zu finden und sich dem Objekt selber zu widmen.

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© 2021 Simona Kreutzberg